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Wenn Wissen fehlt, beginnt Gewalt

Warum eine fundierte Ausbildung in der Hundeschulwelt keine Option, sondern eine Verantwortung ist!


In einer Zeit, in der Hundetraining öffentlich sichtbar und zugänglich geworden ist, könnten wir meinen, dass Fortschritt, Ethik und Fachwissen inzwischen zum Standard gehören. Leider ist das Gegenteil der Fall. Hundetrainer*in darf sich in Deutschland (noch) jeder nennen – ganz ohne fundierte Ausbildung, Fachwissen oder Qualifikation. Eine behördliche Zulassung zur Berufsausübung genügt, ist aber bestenfalls ungenügend. Das bleibt nicht ohne Folgen!


Die Medien sind voller Drama, Schwurbeleien und Showformaten, in denen vermeintliche „Hundeversteher*innen“ für besonders schwere Fälle angeblich besonders wirkungsvolle Methoden brauchen. Was kaum jemand weiß: Viele dieser Personen haben längst keine behördliche Zulassung mehr, wurden wegen Tierschutzverstößen verurteilt oder umgehen Auflagen, indem sie das Gewerbe einfach auf eine*n Angehörige*n überschreiben oder eigene Vereine gründen. Wird das eigentlich nie hinterfragt?


Offenbar nicht – denn Drama bringt Klicks. Und so profitieren einige wenige von der Not vieler – auf Kosten der Hunde.


Tagtäglich sehe ich Hunde, die leiden. Weil sogenannte Trainer*innen ihnen schaden – mit Methoden, die längst überholt, ethisch nicht vertretbar und im schlimmsten Fall sogar tierschutzrelevant sind. Und was oft als „konsequent“ oder „authentisch“ verkauft wird, ist nichts anderes als Gewalt – legitimiert durch Unwissen.


Gewalt hat viele Gesichter


Was als Training verkauft wird, ist oft einfach nur Missbrauch!


Vor wenigen Wochen war ich selbst Zeugin einer Szene, die mir bis heute nachgeht. Eine Frau drückte ihre Bulldogge mit dem gesamten Körpergewicht in den Asphalt. Wieder und wieder. Der Hund wollte aufstehen – durfte aber nicht. Wer jemals mit einem fühlenden Wesen gelebt hat, weiß: Das ist keine Erziehung - das ist Erniedrigung. Und es ist leider kein Einzelfall.


Ich frage mich oft: Warum entscheidet man sich für ein Tier, wenn man nicht bereit ist, sich mit dessen Bedürfnissen auseinanderzusetzen? Wenn das Ziel ist, die Psyche des Lebewesens zu brechen – was bleibt dann übrig von der viel beschworenen „Mensch-Hund-Bindung“?


Bedürfnisorientiert heißt nicht regellos


Positive Trainer*innen setzen Grenzen – ohne Gewalt!


Es ist ein weitverbreiteter Mythos, dass Trainer*innen, die auf Basis positiver Verstärkung arbeiten, keine Grenzen setzen oder alles „durchgehen lassen“. Ich kenne keine*n einzige*n Kolleg*in, die oder der bedürfnisorientiert arbeitet und nicht gleichzeitig klare Regeln aufstellt. Der Unterschied liegt im Umgang!


  • Wir zwingen nicht – wir gestalten.

  • Wir drohen nicht – wir kommunizieren.

  • Wir brechen keinen Willen – wir fördern Beziehung.

  • Struktur, Sicherheit und Klarheit sind elementare Bestandteile guter Hundeerziehung, aber nur auf Vertrauensbasis.

  • Irreführung statt Qualität


Warum das Wort „zertifiziert“ nichts über Kompetenz aussagt.


Viele Webseiten werben mit dem Begriff „zertifizierte*r Hundetrainer*in“. Was viele Kund*innen nicht wissen: Der Begriff ist nicht geschützt – und die Veterinärämter zertifizieren niemanden.


Zwar gibt es die nach §11 TierSchG notwendige Erlaubnis zur gewerbsmäßigen Ausübung, aber diese ersetzt weder eine fundierte Ausbildung noch langjährige Praxiserfahrung. Stellt Euch mal vor, der Handwerker wirbt auf seiner Homepage, dass er sein Gewerbe bei der Handwerkskammer gemeldet hat und nimmt das als Qualitätsmerkmal.


Es fehlt eine einheitliche Qualitätskontrolle und so kommt es, dass Menschen ohne fachliche Grundlagen in fremde Beziehungen eingreifen und dabei zum Teil irreparable Schäden anrichten.


Was macht eine*n gute*n Hundetrainer*in aus?


Woran du erkennen kannst, ob du mit deinem Hund in guten Händen bist.


Gute Hundetrainer*innen…


  • bilden sich regelmäßig fort, fachlich und persönlich.

  • arbeiten wissenschaftlich fundiert, verhaltenstherapeutisch reflektiert und tierschutzkonform.

  • kennen ihre Grenzen und arbeiten bei Bedarf interdisziplinär (z.  B. mit Tierärzt*innen, Verhaltenstierärzt*innen oder Physiotherapeut*innen).

  • nehmen jedes Mensch-Hund-Team individuell wahr – es gibt keine pauschalen Lösungen.

  • achten auf Körpersprache, Bedürfnisse und den emotionalen Zustand des Hundes und des Menschen.

  • stehen für Transparenz, Empathie und Haltung.

  • 💡 Ein besonderer Hinweis:


Hundeschulen, die vom IBH e. V. (Internationaler Berufsverband der Hundetrainer*innen) anerkannt sind, verpflichten sich zu einem gewaltfreien, positiven und respektvollen Umgang mit Hund und Mensch.


Sie nehmen regelmäßig an Fortbildungen teil, lassen ihre Arbeit durch Fachleute begleiten und stehen für verbindliche Qualitätsstandards, auf die du dich verlassen kannst.


Der Unterschied ist mehr als eine Methode.


Was uns unterscheidet, ist Haltung.


  • Wir stehen nicht nur für eine andere Art des Trainings – wir stehen für ein anderes Menschen- und Hundebild.

  • Wir glauben nicht an Kontrolle durch Angst.

  • Wir glauben an eine Beziehung durch Vertrauen.

  • Wir sehen Hunde nicht als Gegner, die zu unterwerfen sind – sondern als Partner, die verstanden werden wollen.

  • Wir bringen Fachlichkeit mit, weil sie schützt. Und wir bringen Mitgefühl mit, weil es verbindet.


Kein Tier sollte jemals durch Angst, Schmerz oder Einschüchterung lernen müssen, was es bedeutet, mit uns zu leben! Kleiner Tipp am Rande: Unter Angst, Schmerzen und Einschüchterung lernen nicht nur wir schlechter, auch unsere Hunde! Denkt gerne mal darüber nach.


Foto: Nadine Schwarz
Foto: Nadine Schwarz

 
 
 

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